Спартанские ксенеласии

Abstract

Im vorliegenden Artikel wird der Versuch einer systematischen Betrachtung der Informationen unternommen, die sich aus einer Analyse der sporadischen Zeugnisse antiker Autoren über die spartanischen Fremdenvertreibungen ergeben. Ursprünglich hatte der Terminus ξενηλασία die durchaus enge Bedeutung: Erlaß der spartanischen Behörden über die Vertreibung gewisser Personen ausländischer Herkunft aus dem Staatsgebiet. Später, zuerst in Piatons «Gesetzen», dann vollkommen eindeutig bei Hekataios von Abdera, erhält das Wort eine erweiterte Bedeutung, indem es sich von seiner spartanischen Grundlage löst und nunmehr 'Vertreibung', 'Verhinderung einer ständigen Niederlassung als Metöke' und allgemein 'Fremdenfeindlichkeit' bedeutet (bei Plutarch sogar 'Befreiung von einer unnötigen und gefahrlichen Sache'). Was die speziell spartanische Fremden Vertreibung betrifft, so handelt es sich bei ihr um ein Verfahren administrativen Charakters, das von den Königen oder den Ephoren gegen ganz bestimmte Personen in jedem Fall aus konkretem Anlaß eingeleitet wurde. Es gibt keinen seriösen Grund zu der Annahme, daß die Fremdenvertreibungen systematisch vorgenommen wurden und Massencharakter trugen. Andererseits besteht eine konzeptuelle Übertreibung in dem Versuch, die gegebene Praxis auf die Zeit vom Ende des VI. Jh.s bis zum Ende des V. Jh.s vor Chr. einschränken zu wollen: in einem solchen Versuch drückt sich das untergründige Bestreben aus, die Xenelasie auf den sogenannten «Umsturz im VI. Jh.» zurückzufuhren und auf dieser Grundlage eine Politik totaler spartanischer Xenophobie zu konstruieren. Der spartanische Isolationismus darf nicht zu groß dargestellt werden. Die Xenelasien sind vielmehr als spartanische Variante des diplomatischen Brauchs der persona поп grata anzusehen.